Zum Handwerk gehören derzeit knapp eine Million Betriebe. Allein im Jahr 2016 bestanden knapp 96.000 junge Menschen ihre Gesellen und Abschlussprüfungen und 21.266 Handwerker legten erfolgreich ihre Meisterprüfung ab. Die Konjunktur brummt. Das Handwerk ist die Wirtschaftsmacht von nebenan. Und das Handwerk bietet eine Reihe von Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten.
Die Ausbildung und Zusatzqualifikationen
Die Wege, die zum jeweiligen Ziel führen, sind vielfältig. Da ist einmal der „klassische“ Weg: Ausbildung, Gesellenzeit, Meisterprüfung und dann die mögliche Selbstständigkeit. Während der Ausbildung kann der Abschluss durch Zusatzqualifikationen, die speziell auf den Beruf zugeschnitten sind oder über den Ausbildungsberuf hinausgehen, wie IT-Qualifikationen oder Fremdsprachen, aufgewertet werden. Bundesweit gibt es mehr als 2.200 solcher zusätzlicher Qualifikationsmöglichkeiten. Die Voraussetzung zur Teilnahme ist ein Ausbildungsvertrag in einem anerkannten Ausbildungsberuf.
Das Praktikum im Ausland
Weil auch das Handwerk in vielen Bereichen immer internationaler wird, sind Auslandserfahrungen in Form von Auslandsaufenthalten oder durch Praktika in ausländischen Betrieben eine wichtige zusätzliche Qualifikation. Praktika bieten dabei nicht nur Einblicke in ausländische Unternehmen und deren Arbeitsweisen, sondern auch in deren Kultur. Die Handwerkskammer Lübeck etwa pflegt schon seit vielen Jahren einen Lehrlingsaustausch mit ihrer Partnerkammer in Frankreich und organisiert mittlerweile weltweit Auslandspraktika.
Das Studium
Für Schüler, die ihre handwerklichen Ambitionen umsetzen, aber gleichzeitig auf ein Studium nicht verzichten möchten, ist das duale Studium gedacht.Hier werden die Vorteile der dualen Berufsausbildung und der Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk mit den Potenzialen eines akademischen Studiums verknüpft. Abiturienten oder Fach-Abiturienten erreichen so einen Hochschulabschluss mit integrierter Lehre oder absolvieren intensive Praxisphasen. Von Anfang an kann das erlernte theoretische Wissen direkt in der Praxis angewendet werden. „Einen Beruf von der Pike auf zu erlernen und parallel ein duales Studium zu absolvieren, steigert auch die Anerkennung, die unsere Studierenden später im Betrieb erfahren“, fasst der akademische Direktor der Berufsakademie Hamburg, Professor Dr. von Kiedrowski, die Rückmeldungen von Studierenden und Kooperationsbetrieben zusammen.
Das triale Studium beinhaltet gleich drei Abschlüsse: den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf, den Bachelor Abschluss im Studienfach und den Meisterbrief im Ausbildungsberuf. Es wird derzeit in Schwerin, Hannover und Köln als triales Studium Handwerksmanagement angeboten.
Auch ohne Abitur ist ein späteres Studium noch möglich. Denn wer eine Meisterprüfung oder eine berufliche Aufstiegsfortbildung erfolgreich abgeschlossen hat, hat in der Regel bereits die Zugangsberechtigung zum Studium. In einigen Studiengängen gibt es zudem Anrechnungsmöglichkeiten,die das Studium verkürzen können. Ebenso ist es Handwerkern möglich, mit einer Berufsausbildung und/oder einer mehrjährigen Berufserfahrung mit fachlicher Nähe zum Studienfach noch an die Hochschule gehen. Sie müssen aber ihre Eignung für das Studienfach nachweisen. In der Regel müssen dazu Eignungs- oder Feststellungsprüfung absolviert werden. Letztendlich entscheidet die jeweiligeHochschule über die Zulassung.
Die Meisterprüfung
Natürlich ist und bleibt die Meisterprüfung die wichtigste Fortbildungsprüfung im Handwerk. Sie dokumentiert die meisterlichen Fähigkeiten im eigenen Gewerk und ist das Qualitätssiegel im Handwerk. Der Meister übernimmt Führungsaufgaben im Betrieb, kann sich selbstständig machen, ausbilden und neue Berufsperspektiven entwickeln.Der Meisterabschluss ist dem Bachelor-Abschluss gleichgestellt.
Der Betriebswirt im Handwerk
Die höchste Qualifizierungsebene im Bereich der Unternehmensführung und für Führungskräfte aus der Handwerkswirtschaft ist der/die Geprüfte Betriebswirt/in nach der Handwerksordnung. Sie baut auf der Meisterqualifikation oder einem vergleichbaren Abschluss wie dem Fachwirt auf. Ziel der Fortbildung ist ein vertieftes betriebswirtschaftlich-strategisches Verständnis der Unternehmensführung, um sich auch als Mittelständler in den sich rasch wandelnden Märkten und dem zunehmenden Wettbewerb behaupten zu können. Der Abschluss als Geprüfte/r Betriebswirt/in nach der Handwerksordnung wird mit einem MasterAbschluss gleich gesetzt. Bei betriebswirtschaftlichen Studiengängen bieten viele Hochschulen Anrechnungsmöglichkeiten.
Quelle: Nord Handwerk