Ausbildung
Die Duale Ausbildung
Gerade junge Absolventen eines mittleren Abschlusses oder auch Abiturienten stehen oft vor der Frage, wie es weitergehen soll. Die Lehrer in der Schule kannten meist nur den Weg über das Studium in den Beruf, auch lockt manchen die Freiheit des Studiums – was in der Realität oft ein Trugschluss ist. Die Ausbildung in einem Handwerksberuf kommt manchem gar nicht in den Sinn, eher schwebt ihnen im IT-Zeitalter so etwas, wie „Web-Designer“ oder Spieleentwickler vor. Dabei hat das Handwerk auch heute noch „Goldenen Boden“, wie das alte Sprichwort sagt. Zudem bietet das Handwerk ein weites Spektrum für alle Interessenlagen.
Berufsschule - Betrieb
Der größte Vorteil ist dabei die „Duale Ausbildung“, was bedeutet, dass ein Teil der Ausbildung im Lehrbetrieb erfolgt, der andere auf der Berufsschule. Damit wird zum Beispiel garantiert, dass die Ausbildung nicht am späteren Bedarf vorbei erfolgt, wie es oft beim Jurastudium ist. Denn, was nutzt einem der Doktortitel, wenn man damit nur Taxifahren kann? Der praktische Teil im Lehrbetrieb erfolgt entweder an drei bis vier Tagen in der Woche, die Theorie gibt es an einem oder 2 Wochentagen auf der Berufsschule. Oft konzentriert man die Berufsschulzeit auch im Blockunterricht, bis zu 8 Wochen am Stück verbringt der Lehrling dann an der Berufsschule. In manchen Gewerken gibt es auch von den Innungen betriebene „Überbetriebliche Ausbildungszentren“, die Techniken vermitteln, die in den oft spezialisierten Heimatbetrieben nicht angewandt werden. Auch Speziallehrgänge, wie etwa der Schweißerlehrgang für Kfz-Mechatroniker, unterbrechen die Arbeit im heimischen Betrieb. Bei den „Splitterberufen“, bei denen nur wenige Auszubildende landesweit lernen, wird der Blockunterricht auch oft in Landesfachklassen an einem Ort zusammengefasst, wie zum Beispiel die Forstwirte in Bad Segeberg. Neben der Vermittlung von Fachkenntnissen vertiefen die Berufsschulen auch die Allgemeinbildung und verleihen Bildungsabschlüsse, die eine höhere Ausbildung ermöglichen. 12 Wochenstunden sollten es sein, oft kommen aber nur 8 Wochenstunden zusammen. Im allgemeinen Teil wird der Schwerpunkt auf Deutsch (Kommunikation), Fachrechnen, Politik und Sport gelegt.
Der Betrieb – Kollegialität im Team
Die Tage im Betrieb dienen natürlich vorrangig dem Erwerb der praktischen Fertigkeiten, die vom Meister oder Altgesellen vorgemacht und geübt werden können. Große Betriebe verfügen oft über eine Lehrwerkstatt, in der man die Grundzüge des Handwerks ohne neugierige Blicke der Kunden oder anderer Kollegen erlernen kann. Ein weiterer Effekt ist die Integration in die Berufswelt. Die Ausbildungsvergütung ist oft nicht sehr hoch, erlaubt jedoch schon, sich manchen Wunsch zu erfüllen. Gerade im Bauhandwerk ist man schon nach kurzer Zeit Teil des Teams und im Pausengespräch erhält der junge Azubi von den älteren Kollegen Ratschläge und Informationen weitab von gebräuchlichen Lehrplänen. Schon nach kurzer Zeit kann man stolz darauf sein, an einem Werkstück, Bau oder anderen Aufgaben mitgewirkt zu haben.
Nicht nur einer von tausend Studenten im Hörsaal
In kleineren Ausbildungsbetrieben hat der junge Azubi auch schnell die Chance, sich einen Namen zu machen, sich zu profilieren. Bei guten Leistungen ist die spätere Übernahme damit schon fast garantiert. Mit der bestandenen Abschlußprüfung bekommt der ehemalige Lehrling nun ein Zeugnis des Ausbildungsbetriebes, sein Berufsschulzeugnis und den Gesellenbrief. Damit gilt er als „voll ausgebildet“, wer mehr will – und letztendlich auch mehr verdienen - , der kann auf dieser Basis sich zum Techniker, Meister und, mit Fachhochschulreife und Studium auch zum Ingenieur oder Architekten weiterbilden. Und die Chance für einen Ingenieur, der im Gegensatz zu seinem nur studierten Kollegen weiss, an welchem Ende der Lötkolben heiss ist, dürfte auf jedem Arbeitsmarkt ungleich höher sein.
Wen braucht man, wenn kein Wasser aus dem Hahn und kein Strom aus der Steckdose kommt?Bestimmt nicht den Verwaltungsjuristen….


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Jede Menge Möglichkeiten
Das Handwerk bietet eine Reihe von Zusatzqualifikationen
Zum Handwerk gehören derzeit knapp eine Million Betriebe. Allein im Jahr 2016 bestanden knapp 96.000 junge Menschen ihre Gesellen und Abschlussprüfungen und 21.266 Handwerker legten erfolgreich ihre Meisterprüfung ab. Die Konjunktur brummt. Das Handwerk ist die Wirtschaftsmacht von nebenan. Und das Handwerk bietet eine Reihe von Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten.
Die Ausbildung und Zusatzqualifikationen
Die Wege, die zum jeweiligen Ziel führen, sind vielfältig. Da ist einmal der „klassische“ Weg: Ausbildung, Gesellenzeit, Meisterprüfung und dann die mögliche Selbstständigkeit. Während der Ausbildung kann der Abschluss durch Zusatzqualifikationen, die speziell auf den Beruf zugeschnitten sind oder über den Ausbildungsberuf hinausgehen, wie IT-Qualifikationen oder Fremdsprachen, aufgewertet werden. Bundesweit gibt es mehr als 2.200 solcher zusätzlicher Qualifikationsmöglichkeiten. Die Voraussetzung zur Teilnahme ist ein Ausbildungsvertrag in einem anerkannten Ausbildungsberuf.
Das Praktikum im Ausland
Weil auch das Handwerk in vielen Bereichen immer internationaler wird, sind Auslandserfahrungen in Form von Auslandsaufenthalten oder durch Praktika in ausländischen Betrieben eine wichtige zusätzliche Qualifikation. Praktika bieten dabei nicht nur Einblicke in ausländische Unternehmen und deren Arbeitsweisen, sondern auch in deren Kultur. Die Handwerkskammer Lübeck etwa pflegt schon seit vielen Jahren einen Lehrlingsaustausch mit ihrer Partnerkammer in Frankreich und organisiert mittlerweile weltweit Auslandspraktika.
Das Studium
Für Schüler, die ihre handwerklichen Ambitionen umsetzen, aber gleichzeitig auf ein Studium nicht verzichten möchten, ist das duale Studium gedacht.Hier werden die Vorteile der dualen Berufsausbildung und der Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk mit den Potenzialen eines akademischen Studiums verknüpft. Abiturienten oder Fach-Abiturienten erreichen so einen Hochschulabschluss mit integrierter Lehre oder absolvieren intensive Praxisphasen. Von Anfang an kann das erlernte theoretische Wissen direkt in der Praxis angewendet werden. „Einen Beruf von der Pike auf zu erlernen und parallel ein duales Studium zu absolvieren, steigert auch die Anerkennung, die unsere Studierenden später im Betrieb erfahren“, fasst der akademische Direktor der Berufsakademie Hamburg, Professor Dr. von Kiedrowski, die Rückmeldungen von Studierenden und Kooperationsbetrieben zusammen.
Das triale Studium beinhaltet gleich drei Abschlüsse: den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf, den Bachelor Abschluss im Studienfach und den Meisterbrief im Ausbildungsberuf. Es wird derzeit in Schwerin, Hannover und Köln als triales Studium Handwerksmanagement angeboten.
Auch ohne Abitur ist ein späteres Studium noch möglich. Denn wer eine Meisterprüfung oder eine berufliche Aufstiegsfortbildung erfolgreich abgeschlossen hat, hat in der Regel bereits die Zugangsberechtigung zum Studium. In einigen Studiengängen gibt es zudem Anrechnungsmöglichkeiten,die das Studium verkürzen können. Ebenso ist es Handwerkern möglich, mit einer Berufsausbildung und/oder einer mehrjährigen Berufserfahrung mit fachlicher Nähe zum Studienfach noch an die Hochschule gehen. Sie müssen aber ihre Eignung für das Studienfach nachweisen. In der Regel müssen dazu Eignungs- oder Feststellungsprüfung absolviert werden. Letztendlich entscheidet die jeweiligeHochschule über die Zulassung.
Die Meisterprüfung
Natürlich ist und bleibt die Meisterprüfung die wichtigste Fortbildungsprüfung im Handwerk. Sie dokumentiert die meisterlichen Fähigkeiten im eigenen Gewerk und ist das Qualitätssiegel im Handwerk. Der Meister übernimmt Führungsaufgaben im Betrieb, kann sich selbstständig machen, ausbilden und neue Berufsperspektiven entwickeln.Der Meisterabschluss ist dem Bachelor-Abschluss gleichgestellt.
Der Betriebswirt im Handwerk
Die höchste Qualifizierungsebene im Bereich der Unternehmensführung und für Führungskräfte aus der Handwerkswirtschaft ist der/die Geprüfte Betriebswirt/in nach der Handwerksordnung. Sie baut auf der Meisterqualifikation oder einem vergleichbaren Abschluss wie dem Fachwirt auf. Ziel der Fortbildung ist ein vertieftes betriebswirtschaftlich-strategisches Verständnis der Unternehmensführung, um sich auch als Mittelständler in den sich rasch wandelnden Märkten und dem zunehmenden Wettbewerb behaupten zu können. Der Abschluss als Geprüfte/r Betriebswirt/in nach der Handwerksordnung wird mit einem MasterAbschluss gleich gesetzt. Bei betriebswirtschaftlichen Studiengängen bieten viele Hochschulen Anrechnungsmöglichkeiten.
Quelle: Nord Handwerk