Bürokratiemonster, Energiepreise, Lehrlingsmangel und eine realitätsferne Bundespolitik im Schlingerkurs waren Themen beim 45. Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein.

Um sich zu vernetzen und auszutauschen trafen sich am Sonnabend 150 Vertreter aus dem Handwerk, der Politik, Verwaltung und Wirtschaft beim 45. Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein im Hotel Vitalia Seehotel in Bad Segeberg. Trotz der einvernehmlichen Atmosphäre kam Kreishandwerksmeister Lars Krückmann in seiner Begrüßung nicht um kritische Punkte herum, die dem Handwerk aktuell zu schaffen machen. Demnach schmeißen Energiepreise, Bürokratie, Fachkräftemangel sowie langwierige Planungs-und Genehmigungsverfahren dem Handwerk zahlreiche Knüppel zwischen die Beine.

Lähmende Bürokratie
 „Entbürokratisierung ist ein großes Thema, es gibt Vorschriften, die uns lähmen und wertvolle Zeit rauben“, so Lars Krückmann.  Dazu kommen hohe Energiepreise, die manche Branchen wie Bäckereien und Konditoren besonders bedrohen, Krückmann: „Die Preise müssen runter, wenn wir das Essen nicht importieren wollen.“ Auch mit Hinblick auf die hohen Sozialversicherungs-Abgaben und das Lieferkettengesetz fasste er zusammen: „Wir sind mit der Bundespolitik nicht einverstanden, es fehlt an Plausibilität und Verlässlichkeit.“
Simone Speck, Vizepräsidentin der Handwerkskammer Lübeck, forderte neben einem dringend notwendigen Bürokratieabbau, die Facharbeiterlücke über die schnellere Integration von Migranten zu schließen: „Es fehlt eine schnellere und bessere Eingliederung mit Controlling.“ Denn die Geschäftsbücher seien zwar voll, aber es fehlten die Mitarbeiter.

Bevor die Bombe platzt
Thorsten Freiberg, Präsident Handwerk SH e. V., mahnte angesichts von Preis- und Zinssteigerungen: „Irgendwann platzt die Bombe. Die Landespolitik muss schnell reagieren, damit Handwerker ihren Laden nicht dicht machen müssen.“ Mit Blick auf den Zeitfresser Bürokratie-Dschungel forderte Freiberg: „Die Belastungen müssen zurück! Mir fehlt der Bezug der Politik zum realen Alltag im Handwerk, Politiker müssten sich Zeit nehmen, um sich mit den Anforderungen eines Gewerks auseinander zu setzen.“
Trotz kritischer Spitzen war das Programm launig, Moderator Carsten Kock führte durch den Vormittag, und für besondere lyrische Momente sorgte die junge Poetry Slammerin Mona Harry.

Ehrungen
Eine besondere Ehrung wurden Norbert Lensch, Metallbauermeister aus Neumünster, Norbert Meineke, Zimmerermeister aus Bad Segeberg und Hans-Jürgen Dierks, Steinmetz-und Steinbildhauermeister aus Elmshorn, zuteil: Sie bekamen von Simone Speck den Goldenen Meisterbrief überreicht, weil sie vor mindestens 50 Jahren ihre Meisterprüfung absolviert haben. „Sie sind eine Stütze der Gesellschaft“, würdigte die Malermeisterin Speck.
Gebührende Ehre empfing auch der Nachwuchs: Die jungen Handwerker aus Mittelholstein, die im Leistungswettbewerb auf Landes-und Bundesebene erste und zweite Plätze erlangt haben, bekamen Auszeichnungen und von der Kreishandwerkerschaft und Partnern Präsente.

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Quelle: kreishandwerkerschaft MH/A. Bury