Die Innung des Baugewerbes Neumünster hat 26 Handwerker freigesprochen. Junge Frauen und Männer berichten, was sie am Beruf des Maurers und Zimmerers reizt und warum sie umgesattelt haben.
„In Neumünster spüren wir die Baukrise noch nicht, bei uns sind die Auftragsbücher gut gefüllt“, meinte Bernd Ewert, Obermeister der Innung des Baugewerbes Neumünster. Das dürfte sowohl die Betriebe als auch die 26 Handwerker freuen, die der Obermeister am Donnerstagabend feierlich von ihren Lehrlingspflichten freigesprochen hat. 16 Zimmerer – darunter sind in diesem Jahr zwei Frauen – und zehn Maurer dürfen sich nun Gesellen nennen. Zudem gibt es einen Hochbaufacharbeiter und zwei Ausbaufacharbeiter im Zimmerer-Handwerk. Die Facharbeiter haben nur eine zweijährige Ausbildung absolviert und dürfen sich auch nicht Gesellen nennen. Geglänzt mit seinen Prüfungsergebnissen hat der Ausbaufacharbeiter im Zimmerer-Handwerk Mark Lukas Krüger. Er hat bei Hans Voss Holzbau in Neumünster gelernt und überall mit 100 Prozent abgeschlossen. „Das erleben wir äußerst selten“, lobte Bernd Ewert anerkennend. Überhaupt falle dieser Jahrgang mit vielen guten und sehr guten Leistungen auf, meinte er weiter.
Social Media im Handwerk
Dennoch hätte die Anzahl an Gesellen gerne höher sein können. Um noch mehr junge Menschen ins Handwerk zu bekommen, appellierte der Zimmermeister: „Die Betriebe müssen noch sichtbarer werden, das funktioniert aktuell über die sozialen Medien.“ Er empfahl außerdem, dass Betriebe Visitenkarten bei Lehrstellenbörsen hinterlegen und in den Kontakt mit Schulen treten.
Weg vom Schreibtisch
Dass das Handwerk für sie reizvoller als der Bürostuhl ist, hat die Zimmerer-Gesellin Aneke Schmidt erlebt. Die 25-Jährige hat bei der Zimmerei Bernd Clausen in Brokstedt gelernt und die Computermaus gegen den Akkuschrauber getauscht, die Kielerin erzählte: „Ich habe zunächst eine Ausbildung zur Gesundheitskauffrau abgeschlossen, aber schon währenddessen gemerkt: Das ist nicht meine Welt. Nur am PC zu sitzen, hat mir überhaupt nicht gutgetan.“ Bei jeder Jahreszeit im Büro vor dem Bildschirm zu arbeiten, habe sie nicht erfüllt, so Aneke Schmidt. „Im Handwerk arbeite ich an der frischen Luft, habe Bewegung und auch körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten. Das Aufgabenfeld ist sehr vielfältig, es reicht von der Terrasse bis zum Dach. Ich liebe es, präzise und detailliert zu arbeiten.“
Man sieht, was man schafft
Auch André Husfeldt (gelernt bei Bauunternehmen Holst in Arpsdorf) hat bereits zwei verschiedene Berufe ausgeübt, bevor er ins Maurer-Handwerk eingestiegen ist. Der 31-Jährige hat eine Lehre als Heizungsbauer abgeschlossen und ist dann bei der Marine gewesen. „Als Maurer sehe ich, was ich geschaffen habe, das ist ein gutes Gefühl“, sagt der Neumünsteraner. Seine Begeisterung zeigte sich auch an seinen Noten: André Husfeldt hat als Innungsbester abgeschlossen.
Der Innungsbeste Zimmerer ist in diesem Jahr Luka Lohse (Zimmerei Kluge, Bad Bramstedt). Den 24-Jährigen hat es nach dem Abitur, das er in Bautechnik abgelegt hat, direkt in die Praxis gezogen: „Zimmerer passte perfekt zu meinem Fach. Die Ausbildung hat super viel Spaß gemacht, es ist einfach toll, wenn man durch die Stadt fährt und sieht: Das habe ich gemacht und das auch. Nach der Arbeit fährt man gut gelaunt und ausgeglichen nach Hause.“
Text/Fotos: A. Bury/Kreishandwerkerschaft
Neumünster. Zimmerermeister Bernd Ewert ist neuer Obermeister der Innung des Baugewerbes Neumünster. Er folgt auf Lothar Kutkowsky, der das Amt nun in jüngere Hände übergeben konnte. Das Votum der Mitglieder für Bernd Ewert auf der Innungsversammlung am 29.11.2023 in Neumünster fiel einstimmig aus. Lothar Kutkowsky ernannten die Mitglieder zum neuen Ehrenobermeister der Innung, die höchste Auszeichnung der Innung. Der stellvertretende Obermeister Jens Wagner würdigte in seiner Laudatio die Verdienste von Lothar Kutkowsky. Lothar Kutkowsky stand 15 Jahre (2008-2023) an der Spitze der Innung und führte als Obermeister/Vorsitzender mit viel Weitsicht und Menschlichkeit die Geschicke der Innung. Die Ausbildung und die eigene Ausbildungsstätte lagen ihm besonders am Herzen. Neben der Ehrenurkunde überreichte Jens Wagner Lothar Kutkowsky und seiner Frau Marita als kleines Dankeschön Konzertkarten für die Elbphilharmonie in Hamburg mit Übernachtung. Und auch eine nicht alltägliche Firmengeschichte – 100 Jahre Michel Bau Neumünster wurde geehrt. Die Urkunden übergab Jens Wagner mit persönlichen Worten an Inhaber Ulf Michel.
Verwunderte Gesichter und neugierige Menschen, verblüffte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer. Vom 15. Mai bis zum 11. Juni 2023 wanderte in einer Kiste ein Eisblock bestehend aus 900 Litern Wasser in Neumünster umher und machte an insgesamt fünf Standorten Halt. Diese Kiste, welche durch die Firma Voss Holzbau aus Neumünster gefertigt wurde, war zwar gedämmt, wurde jedoch nicht extra gekühlt und das bei sehr sommerlichen Temperaturen.
Diese Eisblock-Aktion war der Auftakt für das im Vorjahr von der städtischen Klimaabteilung und der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein initiierte Netzwerk „Klimaberufe“. In diesem Netzwerk engagieren sich neben der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein auch die Firmen Elektro Rix, Voss Holzbau, Volker Thullesen GmbH und Michel Bau sowie die Stadtwerke Neumünster, die Wirtschaftsagentur und die Stadt Neumünster. Mit der Eisblock-Challenge wurde eindrucksvoll gezeigt, wie eine effektive Dämmung funktioniert und einhergehend welch entscheidende Rolle Handwerksberufe auch in Zukunft für den Klimaschutz spielen.
Mittels eines QR-Codes konnten Schülerinnen und Schüler sowie andere Neugierige an dieser Challenge teilnehmen und dabei ihre persönlichen Schätzungen hinsichtlich der tatsächlich geschmolzenen Wassermenge zum Stichtag 11. Juni 2023 abgeben. Insgesamt haben an der Wette etwa 170 Personen teilgenommen.
Herr Torge Rupnow konnte sich mit seiner Schätzung von geschmolzenen 145,54 Litern Wasser von den restlichen Teilnehmern absetzen und erhielt am 28. Juni 2023 im Beisein von Herrn Rix von der Firma Elektro Rix, Herrn Bruhn als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft und Herrn Thomas Rothmund als Klimaschutzmanager der Stadt Neumünster den Siegerpreis in Form einer Solartasche Gold von GreenAkku®. Der zweite und dritte Platz erhielten jeweils eine Solar-Powerbank von goobay®.
„Tatsächlich habe ich versucht, die geschmolzene Wassermenge unter Beachtung von diversen Parametern wie Luftzug und durchschnittlicher Außentemperatur zu berechnen. So kam ich der tatsächlich geschmolzenen Wassermenge sehr nah“, gab Herr Rupnow bei der Preisverleihung an.
Wir beglückwünschen Herrn Rupnow zu dieser erstaunlich präzisen sowie lehrbuchreifen Berechnung und dem verdienten Sieg bei der Eisblock-Aktion.
Das Netzwerk „Klimaberufe“ möchte weitere derartige Projekte starten und lädt weitere Betriebe aus klimarelevanten Berufen und Branchen herzlich zum Mitmachen ein. Um beim vielzitierten Arbeits- und Fachkräftemangel an den korrekten Stellen anzusetzen, sollen speziell junge Menschen für die gesellschaftliche Aufgabe des Klimaschutzes gewonnen werden.
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Am Bau werden dringend Auszubildende gesucht, um den künftigen Bedarf an Fachkräften decken zu können. Insgesamt bilden über 16.000 Betriebe in den zahlreichen Berufen des Baugewerbes aus. Wer weiterhin möchte, dass das Handwerk zukunftsfähig aufgestellt ist, hält gut ausgebildete Fachkräfte vor. Die Baubranche bietet eine Vielzahl von attraktiven Ausbildungsberufen, Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zum eigenen Betrieb.
Innungen, Handwerkskammern, Baugewerbeverbände, SOKA-Bau und weitere Partner machen gezielt Marketing, um Schüler für die Ausbildung am Bau zu gewinnen. Ein Beispiel ist das von BMWI und der EU geförderte Programm „Passgenaue Besetzung“, mit dem auch die Handwerkskammern in Schleswig-Holstein kleine und mittlere Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen und der Integration von ausländischen Fachkräften unterstützen.
Erfolgsmodell duale Berufsausbildung
Bildung „Made in Germany“ und vor allem das duale Berufsausbildungssystem in Deutschland genießen weltweit einen guten Ruf. Das duale System trägt entscheidend zur wirtschaftlichen Stärke bei und bewirkt auch, dass Deutschland eine sehr geringe (Jugend-)Arbeitslosigkeit innerhalb der Europäischen Union vorweisen kann. Der Erfolg liegt mit daran, dass das System historisch gewachsen ist, in der Gesellschaft akzeptiert und von vielen Akteuren mitgetragen wird.
Ende 2016 waren laut ULAK im Baugewerbe deutschlandweit (ohne Berlin) 35.747 Ausbildungsverhältnisse registriert.
Kennzeichnend für das duale System ist die Ausbildung im Betrieb ergänzt durch die Berufsschule, wodurch eine praxisnahe und theoretisch fundierte Ausbildung gewährleistet wird und zwar nach bundeseinheitlichen Standards. Die Sicherung der Ausbildungsfähigkeit von Unternehmen, die Überwachung der betrieblichen Ausbildung und die Durchführung der Prüfungen obliegen den Kammern.
StudiLe Studium mit integrierter Lehre
Vor dem Hintergrund des Bedarfs an Fach-und Führungskräften sowie Betriebsnachfolgern ist 2004 das Ausbildungsprogramm StudiLe von der Handwerkskammer Lübeck gemeinsam mit der Fachhochschule Lübeck und weiteren Partnern ins Leben gerufen worden. Es ermöglicht eine handwerkliche Lehre in Verbindung mit einem Studium in den Bereichen Bauwesen, Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. „Mittlerweile haben wir jährlich rund 30 bis 40 neue Teilnehmer, im Baubereich sind es rund 20“, sagt Projektkoordinator Marc Lode von der Handwerkskammer Lübeck.
Im Fachbereich Bauwesen werden passend zur Lehre in einem Bauberuf zwei verschiedene Studienmöglichkeiten angeboten: der Bachelor-Studiengang Architektur mit 6 Semestern und der Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen mit 7 Semestern Studienzeit. Nach Abschluss von StudiLe hat der Absolvent einen Doppelabschluss mit Gesellenbrief und Bachelor.
Bei StudiLe werden Praxis und Theorie optimal miteinander verbunden. Die Ausbildung erfolgt an den drei Lernorten Betrieb, Berufsschule und Hochschule. Betriebe profitieren von sehr gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften und die Absolventen von den Berufs- und Karrierechancen.
Qualifizierung zum Technischen Betriebswirt
Inhaber oder Geschäftsführer von Baubetrieben suchen häufig motivierte Auszubildende, auch in der eigenen Familie, die sie als Führungskraft oder Nachfolger aufbauen können. Hier setzt der Lehrgang zum Technischen Betriebswirt an, der speziell auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen zugeschnitten ist. Er verbindet die handwerkliche Ausbildung mit einer betriebswirtschaftlichen Zusatzqualifikation, wird parallel zur Ausbildung absolviert und schließt mit einer Kammerprüfung ab. Das Fortbildungszentrum der Handwerkskammer Lübeck bietet den Lehrgang seit 2006 an.
Aufstiegsfortbildung in der Bauwirtschaft
Ausgehend von der Berufsausbildung haben die Sozialpartner in der Bauwirtschaft eine Aufstiegsfortbildung durch Tarifverträge und gesetzliche Verordnungen geregelt. Dabei erwirbt der Mitarbeiter Praxiserfahrung auf der Baustelle und besucht in den Wintermonaten Lehrgänge. Auf diesen kann er sich zum Vorarbeiter, Werkpolier oder Geprüften Polier weiterqualifizieren.
Herzstück des Handwerks: Meisterprüfung
Es bringt viele Vorteile mit sich, nach der Gesellenprüfung noch den Meistertitel zu machen. Der Titel ist für jeden Betrieb ein gutes Aushängeschild und genießt auch international hohe Wertschätzung bei Kunden. In einem zulassungspflichtigen Beruf ist der Meistertitel Voraussetzung, um sich selbst¬ständig zu machen und Lehrlinge ausbilden. Auch für die Karriere mit Betriebsübernahme, Firmengründung, Führungsposition oder Studium bietet der Meister das beste Fundament.
Der Weg zum Meister erfolgt Schritt für Schritt. Voraussetzung zur Zulassung ist eine bestandene Gesellenprüfung, bei einem fachfremden Meister braucht man Berufser¬fahrung. Die Handwerkskammern Flensburg und Lübeck geben gerne Auskunft.
Die Meisterprüfung gliedert sich in vier selbständige Teile in den Bereichen Fachpraxis, Fachtheorie, Wirtschaft/Recht sowie Berufs-/Arbeitspädagogik. Die Handwerkskammern bieten berufsbegleitend oder in Vollzeit entsprechende Vorbereitungskurse an. In Schleswig-Holstein haben in den vergangenen zwei Jahren 60 Maurer und Zimmerer ihre Meisterprüfung bestanden.
Quelle: BGV SH