Acht Auszubildende hat die Friseur-Innung Mittelholstein aus ihren Lehrpflichten entlassen und in den Gesellenstand erhoben. Neben Technik ist auch Einfühlungsvermögen gefordert.
„Ihr Handwerk ist ein besonderes, denn was Sie leisten, basiert auf Kreativität, Leidenschaft und Interesse am Menschen. Ihre Kunden kommen zu Ihnen, weil sie Vertrauen zu Ihnen haben, denn Sie besitzen Empathie und Menschenkenntnis“, betonte Andreas Bitzer, Leiter der Walther-Lehmkuhl-Schule in Neumünster, anlässlich der feierlichen Freisprechung im Haus der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein in Neumünster. Nach drei Jahren in der Ausbildung haben acht junge Friseure in Neumünster und Norderstedt ihre Prüfungen erfolgreich absolviert, Obermeisterin Monika Engling machte in ihrer Rede deutlich: „Die Ausbildung ist der Grundstock für euren weiteren beruflichen Weg – macht bitte etwas daraus! Mein Wunsch an euch ist: Bildet euch weiter, bleibt nicht stehen, macht euren Meister und bildet selbst aus.“
Franziska Poehling, Lehrerin am Berufsbildungszentrum Norderstedt, ergänzte: „Sie haben Durchhaltevermögen und Disziplin bewiesen. Dazu besitzen Sie Talent, Verstand und das Herz für diesen Beruf, der Leidenschaft und Kunstfertigkeit fordert.“
Viele Qualitäten vereint
Beim Friseurhandwerk sind – anders als in den anderen Handwerksberufen – traditionell die Frauen in der Mehrzahl. Dennoch haben in der Innung Mittelholstein in diesem Jahrgang zwei Männer ihre Lehre abgeschlossen. Einer der beiden ist Jeremias Janke. Der 24-Jährige aus Hitzhusen hat sogar als Innungsbester seine Prüfung absolviert. Gelernt hat er bei Denis Rudowski in Bad Bramstedt. Jeremias Janke hat in dem Friseurhandwerk etwas gefunden, was er in anderen Berufszweigen vermisste, er erklärte: „Ich habe eine Lehre zum Feinwerkmechaniker angefangen, im Seniorenheim gejobbt und habe den Berufsfreiwilligendienst mit Jugendlichen beim Jugendverband Neumünster gemacht. Das Beste aller Berufe finde ich beim Friseurberuf vereinigt: Hier kann ich filigran arbeiten, habe viel Kontakt mit Menschen und kann Kreativität leben.“ Jeremias Janke bleibt in seinem Lehrbetrieb und möchte die Meisterschule besuchen.
Persönliche Lebensstationen
Der zweite männliche Friseur des Jahrgangs war Leon Finn Evers, der bei Glenda Griese in Neumünster gelernt hat. Der 22-Jährige aus Traventhal kam auf den Beruf, „weil viele Freundinnen Friseurinnen sind. Mir hat es immer gefallen, wie sehr man durch Frisuren Veränderungen schaffen kann. Außerdem ist man bei ganz persönlichen Anlässen dabei, zum Beispiel während der Vorbereitungen zu Hochzeiten, aber auch bei der Haarpflege von Krebskranken.“ Am liebsten arbeitet er mit langem Haar, verlängert kurzes und bringt Farbe auf. „Zurzeit ist meine persönliche Trendfarbe ein kühles Beige. Grundsätzlich mag ich es aber auch gerne bunt“, so Leon Finn Evers.
Der Geselle kann sich vorstellen, seinen Meister zu machen und später eventuell als Berufsschullehrer zu arbeiten.
Die zweitbeste Absolventin war Dalal Murad Hussein (Kristin und Matthias Kramer, Norderstedt).
Monika Engling ist Friseurmeisterin und Inhaberin des Betriebs "Friseur Creativ" in Bad Segeberg. Den Betrieb mit fünf Mitarbeiterinnen führt sie seit 11 Jahren. "Ich bin gerne selbstständig und bilde auch gerne aus", sagt sie. Doch auch in dieser Innung herrscht ein Mangel an Fachkräften. Die Betriebe sind teils händeringend auf der Suche nach gut ausgebildetem Personal. "Es gibt nicht genügend Azubis", ergänzt Engling. Verschlimmert sich die Situation weiter? "Wir hoffen nicht", so die Friseurmeisterin.
Sie hofft stattdessen darauf, dass junge Menschen sich wieder stärker für Mode und Styles interessieren - und deshalb genügend Nachwuchs in den Friseurbetrieben eine Ausbildung startet. "Unser Beruf hat tatsächlich viel mit Mode zu tun", erläutert sie. "Man sollte modebewusst und kreativ sein, ein gewisses handwerkliches Talent haben, außerdem sollte man Farben gut unterscheiden können."
Das ist aber längst nicht alles. Es geht immer darum, gut und gern im Team arbeiten zu können. Sicher ist auch Multitasking gefragt; beispielsweise ist es von Vorteil, redegewandt zu sein und alles Mögliche während der Arbeit mit dem Kunden oder der Kundin besprechen zu können, ohne das die handwerkliche Arbeit darunter leiden würde. Die Friseurin habe von allen etwas, findet Engling - sie sei Künstlerin, Handwerkerin und Pychologin zugleich.
Denn die Frisuren werden immer anspruchsvoller, ist sich die Obermeisterin sicher. Neue Stile kommen zu Klassikern dazu; das Repertoire, das die Friseure beherrschen müssen, wird immer umfangreicher. Viele Kunden orientieren sich an Modezeitschriften, wie z.B. die Vogue oder Glamour.
Gemeinsam stärker sein, das gilt natürlich auch für die Friseur-Innung des Handwerks Mittelholstein. 44 Betriebe gehören derzeit der Innung an, die ihren Standort beispielsweise in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Bad Segeberg haben. "Wir wünschen uns viele neue Innungsmitglieder, die neue Ideen mitbringen oder auch Kritik äußern", so die Obermeisterin Engling. Über die Innung würden laufend Seminar- und Fortbildungsangebote an die Mitglieder gemacht; zudem eröffneten sich so auch bessere Kontakte zu möglichen neuen Azubis. Auch bei rechtlichen Fragen bietet die Innung Beratungsangebote. An einer Innungsmitgliedschaft interessierte Betriebe können sich gerne an die Innungsgeschäftsstelle wenden: 04551/9968-0.
Einen Flyer mit weiteren Informationen finden Sie hier