Landeslesitungswettbewerb

58. Amtsköste

„Kriegen Sie Ihre Tochter in den Griff!“

Funktionäre von Handwerksverbänden übten harsche Kritik am Vorgehen der Stadtwerke Neumünster (SWN). Kreishandwerksmeister Lars Krückmann und Handwerkskammerpräsident Ralf Stamer fordern, den städtischen Erwerb einer Tiefbaufirma rückgängig zu machen.

Im Oktober hatte das Energieversorgungs - und Dienstleistungsunternehmen SWN angekündigt, eine bestehende Tiefbaufirma mit 40 bis 50 Mitarbeitern zu erwerben. Das Vorgehen der städtischen Tochtergesellschaft kritisierte Ralf Stamer in seiner Rede vor rund 80 Besuchern anlässlich der 58. Amtsköste der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein im Hotel Prisma mit strengen Worten: „Städtische Töchter pfuschen ins Handwerk, das kann nicht sein! Ich warne davor, dieses Schwert weiter zu nutzen.“ Unterstützung bekam der Kammerpräsident von Kreishandwerksmeister Lars Krückmann, der klarstellte: „Die Stadtwerke sind für die Daseinsversorgung im Bereich Wasser und Energie verantwortlich, dazu zählt nicht der Betrieb einer Tiefbaufirma.“ Obwohl es laut Krückmann keine Engpässe im Tiefbau gebe und Kapazitäten vorhanden seien, wunderte er sich „dass die Stadt als Eigentümer und auch der politisch besetzte Aufsichtsrat dies billigt.“ Für Verärgerung sorgte zudem, dass die SWN vier Mitarbeiter eingestellt habe, die zuvor in Innungsbetrieben im Bereich Sanitär, Heizung, Klima (SHK) gearbeitet haben. Die Fachkräfte sollen nun für die SWN Wärmepumpen einbauen. „Da stellt sich mir die Frage, ob die Stadt mit dem Handwerk noch gemeinsam die Wärmeplanung machen möchte“, monierte Krückmann.

Handwerkskammerpräsident Ralf Stamer appellierte klar an die Stadt Neumünster als Alleingesellschafter: „Kriegen Sie Ihre Töchter in den Griff! Machen Sie diesen Vorgang rückgängig, wie auch immer!“

Von Neumünsters Oberbürgermeister kamen durchaus versöhnliche Töne in Richtung des Handwerks, indem er Kritik am Vorgehen der SWN durchblicken ließ, Tobias Bergmann (SPD): „Die Stadt hat auch ungezogene Töchter.“ Er zählte auf, dass es auf der einen Seite üblich sei, Handwerker in städtischen Einrichtungen fest zu beschäftigen, und nannte als Beispiel Gärtner im Technischen Betriebszentrum und Hausmeister in Schulen. „Aber mit Steuergeld darf man örtliches Handwerk nicht unterlaufen“, so Bergmann.

Die Amtsköste wird jährlich von der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein veranstaltet, um Vertretern aus Handwerk, Politik, Verwaltung, Berufsschulen und weiteren Institutionen einen Austausch zu ermöglichen.