Doch ihre Geschichte ist uralt – und die Aufgabe, Tradition und Moderne miteinander in Einklang zu bringen, für Innung und Betriebe eine gewaltige Herausforderung.
Ihre Aufgaben sind vielfältig. Sie fertigen Grabsteine an, setzen altehrwürdige Denkmäler, Steinfassaden und Kirchenportale instand. Aber ebenso verlegen sie moderne Fußböden, richten brandneue Küchen und Bäder ein. Ihre Fachkenntnis garantiert, dass die Arbeit sinnvoll, effektiv und sicher für alle Beteiligten ausgeführt wird. Dennoch zählen Steinmetze im Norden zu einer eher seltenen Gattung: Von den rund 11 000 Gesellen, die insgesamt in Deutschland arbeiten, sind nur etwa 100 zwischen Nord- und Ostsee beschäftigt. Und Nachschub ist kaum in Sicht: Die Zahl der Auszubildenden werde wohl auch in den kommenden Jahren nicht signifikant steigen, so Wulf Helmert, Obermeister der Steinmetz- und Steinbildhauer-Innung Schleswig-Holstein. In der Folge macht sich bei den 28 Mitgliedsbetrieben mehr und mehr ein Mangel an Fachkräften bemerkbar.
„Verlässlichkeit des Handwerks ist bei uns das A und O“, sagt Helmert. „Die aktuell beschäftigten Mitarbeiter sind auch sehr gut ausgebildet. Doch es gibt immer weniger geeignete Lehrlinge“, erläutert der Obermeister. Insgesamt gehe die Zahl der Bewerbungen für die zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze zurück. Auch, wenn offiziell kein Schulabschluss für die Lehre gefordert ist – derzeit sei es schwierig, Nachwuchs zu finden und aufzubauen.
Helmert ist 55 Jahre alt, seit mehr als zehn Jahren Landesinnungsmeister und bildet immer wieder selbst aus. Er macht deutlich, dass es beim Beruf des Steinmetzen besonders um Sorgfalt und Genauigkeit gehe, beispielsweise bei der Fertigung eines Grabsteins, eines Kamingesims oder einer Küchenarbeitsplatte. Nicht auszudenken, wenn bei ersterem im Schriftzug ein falsch gesetzter Buchstabe auftauchte. Auch ein gewisses Einfühlungsvermögen gehöre zu den Fähigkeiten, die ein Steinmetz haben sollte – um auf die Wünsche des Kunden eingehen und eventuell ergänzende Vorschläge machen zu können, erklärt der Obermeister. Bei der Herstellung eines Grabmals geht es ihm zufolge neben wirtschaftlichen auch um emotionale Aspekte. Helmert: „Ich kenne viele Kunden und habe oft miterlebt, dass diese, wenn sie auf dem Friedhof zum ersten Mal vor dem fertigen Stein stehen, vor Rührung in Tränen ausbrechen.“