Das Ehrenamt ist für eine Gesellschaft unbezahlbar – auch im Handwerk trägt das Engagement zu sozialer Kraft und gemeinsamer Durchsetzungsfähigkeit bei. Jemand, der das Ehrenamt lebt, ist Michael Kahl (64). Der Raumausstattermeister ist bereits im vergangenen Jahr für seine zehnjährige Tätigkeit zum Ehrenkreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein ernannt worden.
Das Ehrenamt ist für eine Gesellschaft unbezahlbar – auch im Handwerk trägt das Engagement zu sozialer Kraft und gemeinsamer Durchsetzungsfähigkeit bei. Jemand, der das Ehrenamt lebt, ist Michael Kahl (64). Der Raumausstattermeister ist bereits im vergangenen Jahr für seine zehnjährige Tätigkeit zum Ehrenkreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein ernannt worden. Darüber hinaus hat der Geschäftsführer von Blum+Kahl in Bad Bramstedt mit seiner jahrzehntelangen Ehrenamtstätigkeit in zahlreichen Ämtern bis hinauf zur Landesebene viel für das Handwerk anstoßen können. Die Liste seiner Ämter lässt aufhorchen: Er wurde geehrt für seine Verdienste als Landesinnungsmeister der Raumausstatterinnung, hat die goldene Ehrennadel für 25 Jahre Engagement verliehen bekommen vom Zentralverband der Raumausstatter, von der Vollversammlung der Handwerkskammer Lübeck und der Kreishandwerkerschaft Mittelholstein.
Im Interview erzählt der Großenaspener Michael Kahl über Idealismus, Bedeutung der Innungen und wie man der Politik Beine machen kann.
Frage: Herr Kahl, für viele Menschen verliert das Ehrenamt zunehmend an Bedeutung – kommt das Handwerk nicht auch ohne aus?
Michael Kahl: Nein, die Handwerksgemeinschaft muss gefördert werden. Es geht dabei um die Interessenvertretung der Innungen, die Pflege der Berufsehre und auch um die soziale Komponente, alleine ist man verloren. Nicht alles lässt sich über das Internet regeln. Man profitiert zum Beispiel von juristischer Beratung, der Abwicklung von Einstellungstest, rechtlicher Vertretung und auch von Beratung zum richtigen Verhalten während der Pandemie. Aber auch der soziale Aspekt ist sehr wichtig. Ich habe viele Freundschaften und geschäftliche Verbindungen gewonnen. Leider wird es immer schwerer, das Ehrenamt zu besetzen, Idealisten sterben aus. Dabei sind es die persönlichen Bindungen, die bei Problemen helfen. Ich habe immer Kontakte gepflegt zu Bürgermeistern und Landräten, damit wir im Austausch bleiben und Verständnis entwickeln.
Frage: Ist der Zeitaufwand groß?
Michael Kahl: Ja, das Ehrenamt ist zeitintensiv. Man muss beständig am Ball bleiben und Versammlungen besuchen. Ich habe zum Beispiel immer Termine schon immer ein Jahr im Voraus bekannt gegeben, damit jeder planen kann. Ich war zwei bis drei Mal wöchentlich unterwegs, neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführer. Als Landesinnungsmeister habe ich mich um ein gutes Verhältnis zwischen Meistern, Gesellen und Lehrlingen gekümmert, zudem war ich der Hausherr der Landesberufsschule in Kellinghusen. Das schafft man nur mit starkem familiären Rückhalt. Meine Frau hat mir immer den Rücken frei gehalten, und mein Sohn Clemens ist mittlerweile Mitinhaber und hat mich auch entlastet. Ich bin seit 1986 ehrenamtlich für die Innungen tätig, angefangen habe ich als Kassenprüfer. Manchmal ist es auch anstrengend, aber unterm Strich bleibt: Das Ehrenamt hat mein Leben enorm bereichert, die Freundschaften und Bekanntschaften hätte ich sonst nicht gehabt.
Frage: Auf welche Erfolge blicken Sie gerne zurück?
Michael Kahl: Eine wichtige politische Entscheidung war die Wiedereinführung der Meisterpflicht 2019 für zwölf Gewerke, nachdem sie 2004 gefallen war. Wir sind über das Handwerk immer wieder auf die Politik zugegangen und haben die Bedeutung der Meisterpflicht dargelegt. Die Lehrlingszahlen gingen in der Zeit deutlich zurück, die Qualität der Ausbildung ließ nach. Niemand bildet freiwillig seine künftige Konkurrenz aus, wenn sich der Ausgelernte problemlos selbständig machen kann.
Wichtig war auch die Fusion zwischen zwischen dem Kreis Segeberg und der Stadt Neumünster zur Kreishandwerkerschaft Mittelholstein 2007. Ich habe als Kreishandwerksmeister versucht, beide zu verzahnen. Rückblickend hat sich die Fusion positiv entwickelt, aber da ginge noch mehr. Es gibt zum Beispiel immer noch viele Betriebe, die keiner Innung angehören.
Frage: Ihre Nachfolge als Kreishandwerksmeister hat Lars Krückmann übernommen. Fiel Ihnen der Abschied schwer?
Michael Kahl: Nein, man darf nicht an seinem Amt kleben und gehen, wenn es an der Zeit ist. Künftig werde ich mehr Zeit haben, mich meinem Hobby zu widmen: dem Sammeln und Restaurieren alter Motorräder wie der Horex.
Kreishandwerkerschaft Mittelholstein / A. Bury