Unternehmensnachfolge

Der Übergang – auf den Vater folgt der Sohn

Die Nachfolge im Betrieb Bernd Ickert Elektroanlagen ist gesichert

Mehr als zwei Jahre früher als geplant wird es bei der Elektro Ickert GmbH einen Wechsel an der Spitze des Unternehmens geben. Noch führen Senior-Chef Bernd Ickert und Junior-Chef Michel Ickert das Geschäft gemeinsam – doch Ende des Jahres 2016 wird der Sohn die Leitung komplett übernehmen. Die Erfolgsstory einer detailliert geplanten Betriebsübergabe. 

Neumünster. „Es war eine sehr dynamische Entwicklung – das hat sich alles mehr oder weniger von allein ergeben“, sagt Bernd Ickert, wenn er gebeten wird, den mehrjährigen Prozess der Übergabe seines Betriebs an den seinen Sohn Michel in kurzen Sätzen wiederzugeben. Und er setzt hinzu: „Mein Junior will Verantwortung übernehmen, er ist motiviert – und er kann es. Warum soll ich das ausbremsen? Ich bleibe ja als Berater im Hintergrund.“

Die Bernd Ickert Elektroanlagen GmbH besteht seit 30 Jahren und hat ihren Sitz in Neumünster. Rund 80 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Das Unternehmen ist Vollanbieter rund um die Elektroinstallation in Gebäuden, Geschäftsfelder sind unter  anderem moderne Gebäudetechnik, Sicherheits- und Brandmeldetechnik sowie Netzwerktechnik. 

Statt Anfang 2019 wird Michel Ickert die Nachfolge als Chef des Betriebs nun schon Ende diesen Jahres übernehmen, also mehr zwei Jahre früher als es der Plan eigentlich vorsah. Wie kommt's? „Ich will etwas Neues machen! Seit mehr als 35 Jahren bin ich in diesem Beruf tätig – jetzt reicht es auch“, macht der Senior-Chef deutlich. Alles Wichtige ist längst auf den Weg gebracht, gemeinsam mit seinem Sohn hat er die Übergabe genau abgestimmt. Seine Tipps für Betriebe, die ebenfalls eine Nachfolge organisieren müssen: „Im Vorwege sollten Experten wie Steuerberater, Rechtsanwalt und Banker alle möglicherweise auftretenden Probleme abklopfen. Man geht schon einige Risiken ein, beispielsweise in Bezug auf die Erbschaftssteuer. Wichtig ist immer, dass die Banken den Betrieb weiter begleiten. Bei uns ist es so: Seit zwei Jahren ist mein Sohn ebenfalls Geschäftsführer, wir arbeiten parallel – Michel kam deshalb ganz natürlich mit zu wichtigen Terminen. Auf diese Weise wurde er auch in diesen Bereich eingeführt und konnte Kontakte zu Bankberatern ebenso wie Kunden knüpfen.“  

Der Junior-Chef sieht das ähnlich. Er absolvierte parallel zur normalen Lehre die Ausbildung zum technischen Betriebswirt. Daran schloss sich die Ausbildung zum Elektrotechnikermeister an, die Michel Ickert 2013 als Landesbester abschloss. Zeitgleich arbeitete er sich auch ins betriebswirtschaftliche Management des Unternehmens ein. „Ich bin seit fünfeinhalb Jahren im Unternehmen beschäftigt, habe als Bauleiter angefangen und später, vor drei Jahren etwa, auch die Projektleitung übernommen. Es kam immer mehr Verantwortung dazu“, so Michel Ickert. Mit seinem Vater verbindet ihn bis heute ein freundschaftliches Verhältnis auf Augenhöhe. Es gibt ja auch konstante Faktoren, die den Wechsel an der Spitze begleiten. Da ist der Prokurist zu nennen, den beide als eine zuverlässige Säule des Unternehmens werten, und der „zu 100 Prozent loyal“ im Sinne des Betriebs handele. Hinzu kommen zwei Elektrotechnikermeister, ebenfalls langjährige Mitarbeiter im Betrieb, die in der Praxis für Kontinuität sorgen. Ickert senior: „Das ist wie ein Getriebe, bei dem die Mitarbeiter die Zahnräder darstellen. Alle sind wichtig.“ 

Ebenso wie die Innung, mag jetzt mancher denken. Ein gutes Stichwort: „Ich war gefühlt schon immer Mitglied in der Innung“, schmunzelt Bernd Ickert. Aktiv engagierte er sich zuletzt als stellvertretender Landesinnungsmeister und Obermeister der Elektroinnung Neumünster, inzwischen wurde er zum Ehrenobermeister ernannt. Insbesondere das Thema Ausbildung war – und ist – ihm wichtig. Früher mussten die Lehrlinge ihr eigenes Material zu einer Prüfung mitnehmen“, erinnert er sich. Weil manche Meister ihren Azubis besseres, manche eher schlechtere Technik zur Verfügung stellten, hing das Prüfungsergebnis nicht immer nur vom fachlichen Können des Azubis ab. Das änderte Ickert – seither stellt die Innung für jeden Prüfling das gleiche Material bereit, die Ausgaben werden durch Sponsoren gedeckt.

Ein Projekt von großer Bedeutung – sowohl für den Betrieb wie auch die gesamte Region Mittelholstein – hat Michel Ickert bereits allein verantwortet: Die komplette elektrische Installation in der Holstengalerie. „Das war meine tatsächliche Meisterprüfung!“, schmunzelt Junior-Chef. „Wir hatten zehn Monate Bauzeit, komplett mit Vor- und Nachbereitung nahm das Projekt ein Jahr in Anspruch.“ Inzwischen fühlt er sich auch wirklich angekommen auf der Chef-Position: Das Handwerk, die kaufmännische Praxis und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen – das gehört dazu. Es gibt natürlich viele, Ideen, die ich in der Zukunft umsetzen möchte. Ich bin eine neue Generation – da wird es sicherlich auch neue Projekte und mit ihnen einige Veränderungen geben.“

Das nächste Projekt, für das das Unternehmen nach einer Ausschreibung den Auftrag erhielt, trägt ebenfalls schon deutlich die Handschrift des Junior-Chefs. Es ist ein buchstäblich überragendes Bauprojekt, und nicht weniger, sondern noch einmal deutlich bekannteres und äußerst repräsentatives Vorzeige-Objekt als die Holstengalerie: die Rede ist von der Elbphilharmonie in Hamburg. Elektrotechnik Ickert aus Neumünster hat insgesamt 41 Wohnungen innerhalb des markanten Gebäudes mit einem „Nervensystem“ aus Glasfaser- und Metalleitungen sowie modernster Signaltechnik ausgestattet. Eine per App steuerbare Lüftung, Klima auf Wunsch – das Stichwort ist „smart home“. Ickert senior: „Hier wird intelligente Gebäudetechnik installiert, die für manche noch reine Zukunftsmusik ist.“

Autor: Thorge Rühmann